Eine Hütte, zwei Welten

Auf 3657 Metern über Meer steht die Mönchsjochhütte. Sie ist Alpinisten-Unterkunft und Ausflugsrestaurant für internationale Touristen zugleich. Mit neuer Solaranlage und grösseren Wassertanks soll dieser Spagat künftig noch besser gelingen.

Der Pistenbulli ist kaputt. Ein Problem, mit dem sich nicht mancher Hüttenwart herumschlagen muss. Ausser Yann Roulet. Denn auf der Mönchsjochhütte geht nichts ohne das Pistenfahrzeug. Und zwar das ganze Jahr über. Der komfortable Zugangsweg über den Gletscher, auf dem die Touristen vom Jungfraujoch aus in einer Dreiviertelstunde zur Mönchsjochhütte spazieren können, wäre von Hand nicht zu unterhalten. Lebensmittel und Getränke für die – an schönen Tagen – hunderte von Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt müssten per Helikopter hochgeflogen werden. Und das Wasser würde auch rasch ausgehen. Weil die unter dem Dach verbauten Tanks nur den Verbrauch eines einzelnen Tages abdecken, nimmt Yann jeden Abend die Strecke hinunter zum Jungfraujoch unter die Raupen, füllt dort Wasser in den mobilen Tank und fährt es zur Hütte hinauf.

Damit ist zum Glück schon bald Schluss. Aktuell werden in der Hütte die technischen Installationen erneuert: eine leistungsfähigere Photovoltaikanlage, ein neuer Kochherd und eine Notheizung. Und grössere Wassertanks. «Die Technik der Hütte stammt noch aus den 1980er-Jahren und ist hoffnungslos veraltet», sagt Beat Hofer, Präsident der Genossenschaft Mönchsjochhütte aus Grindelwald. Nur schon die grössere Solaranlage wird pro Jahr rund 2000 Liter Diesel einsparen. Dies, weil sie mehr Spannung liefern wird und dann auch der Geschirrspüler funktioniert, ohne dass der Dieselgenerator gestartet werden muss.

Das Projekt in Kürze

  • Berghütte
  • Sanierung technische Anlagen
  • Grindelwald/BE

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Zwei völlig verschiedene Gästegruppen

Und der Geschirrspüler läuft viel hier oben. Denn die Mönchsjochhütte spricht gleichzeitig zwei ganz unterschiedliche Besuchergruppen an. Übernachtungsgäste sind wie in allen hochalpinen Berghütten hauptsächlich Bergsteigerinnen, Kletterer und Skitourengängerinnen. Bergführer aus Grindelwald starten von hier aus mit ihren Gästen zu Touren, zum Beispiel auf den Mönch. Die 120 Schlafplätze im Massenlager sind oft ausgebucht. Tagsüber sind es jedoch vor allem Ausflügler, die vom Jungfraujoch her hochspazieren und etwas essen oder trinken möchten.

Für Yann und sein je nach Saison bis zu achtköpfiges Team bedeutet das doppelte Arbeit, die sich nur mit einem strengen Zeitplan handhaben lässt. «Um 9.39 Uhr muss die ganze Hütte geputzt sein. Da verstehe ich keinen Spass, das wissen alle im Team», sagt Yann, und auch wenn er dabei spitzbübisch auf den Stockzähnen grinst, kann man sich vorstellen, dass niemand herausfinden möchte, wie ernst er es wirklich meint. Danach beginnen die Vorbereitungen fürs Tagesgeschäft. Auf der Karte stehen wenige einfache Gerichte aus lokalen Zutaten. «Wurst und Brot funktioniert immer, aber es gibt auch hin und wieder Teigwaren oder Suppen», sagt Yann. Wobei Suppen nur möglich sind, wenn wenig Gäste erwartet werden. Sonst würde zu viel Wasser verbraucht

Sehr langer Arbeitstag

Im Laufe des Nachmittags fängt bereits das Kochen des Abendessens an. Und wenn am späteren Abend alle ihren Dessert gegessen, die Touren für den nächsten Tag fertig geplant und sich in ihre Hüttenschlafsäcke verkrochen haben, zieht sich Yann nochmals warm an und geht in die Kälte raus, um sich um den Wassernachschub zu kümmern.

«Ich freue mich natürlich sehr darauf, dass das in Zukunft nur noch alle paar Tage nötig sein wird», sagt er. Noch wichtiger ist für ihn jedoch, dass dann die ganzen technischen Installationen einfacher zu bedienen sind. «Bislang wusste nur ich, wie alles läuft und was zu tun ist, wenn dies oder jenes nicht funktioniert», erklärt er. Das bedeutete, dass er während der Öffnungszeiten der Hütte keinen einzigen freien Tag hatte. «In Zukunft kann ich vielleicht sogar alle paar Wochen mal ein oder zwei Tage runter ins Tal.»

moenchsjoch.ch

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im Februar 2023

Die Unterstützung

Was im Tal unten selbstverständlich ist, bedeutet auf 3675 Meter über Meer viel Aufwand. Sei es beim Wasser, beim Heizen oder beim Kochen. Mit moderner Technik kann die Mönchsjochhütte nicht nur effizienter, sondern auch deutlich umweltfreundlicher betrieben werden. Die Schweizer Berghilfe half bei der Erneuerung der Anlagen finanziell mit. Möchten auch Sie unterstützen?
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